Was ist Bodyshaming?
Viele haben es schon erlebt, häufig sogar in der Schule: Man traut sich nach langem Zweifeln endlich, das neue, bauchfreie Oberteil zu tragen, das man sich letztens gekauft hat. Man fühlt sich sogar sehr selbstbewusst in diesem neuen Kleidungsstück, bis man an einer Gruppe von Mitschülern vorbeiläuft und folgenden Satz aufschnappt: „Das Oberteil sollte sie mit der Figur aber nicht tragen!“ Meistens scheint es, als würden die Leute überhaupt nicht wissen, was man mit solchen Sätzen anrichten kann. Nach der Schule steht man dann vor dem Spiegel und denkt sich: „Stimmt, eigentlich steht mir das tatsächlich nicht“.
Diese Sätze sowie viele andere dieser Art fallen unter den Begriff „Bodyshaming“.
Bodyshaming beschreibt, wie der Name schon sagt, die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Körpers und kann schlimmere Folgen haben als man vielleicht im ersten Moment denkt.
Es ist sogar möglich, dass selbst der kleinste Kommentar Dinge wie Essverhalten oder Kleidungsstil komplett verändern kann.
In welchen Formen tritt Bodyshaming auf?
Bodyshaming tritt in den verschiedensten Formen im alltäglichen Leben auf. Meistens macht sich Bodyshaming nicht durch einzelne, direkte Kommentare bemerkbar, sondern versteckt sich in Dingen wie beispielsweise Werbung.
Sehr oft sieht man im Internet Artikel, beispielsweise über die besten Fitnessübungen, um Hip-dips zu kaschieren. Allein dadurch hat man, wenn man das nächste Mal in den Spiegel schaut, das Gefühl, die eigenen Hip-dips wären etwas Schlechtes, was man verstecken müsste.
Auch sehr häufig wird Bodyshaming in Witzen verpackt. Gerade jetzt zu Corona-Pandemie Zeiten sieht man immer wieder „Vor der Quarantäne vs. Nach der Quarantäne“ Memes, in denen das „vorher“-Bild eine dünne Person zeigt, während das „nachher“-Bild eine etwas dickere Person darstellt.
Diese Bilder sind deshalb problematisch, da sie den Eindruck vermitteln, es wäre nicht gut, Gewicht zuzunehmen, weswegen sich manche für ihr Gewicht schämen könnten. Besonders Menschen, die schon vor Corona übergewichtig waren, könnten sich von solchen „Witzen“ angegriffen fühlen, insbesondere weil diese Menschen teilweise aufgrund einer Krankheit gar nichts dafür können, dass sie übergewichtig sind.
Eine weitere Sache, die vielfach übersehen wird, ist das sogenanntes Skinnyshaming, das auch in den Bereich Bodyshaming gehört.
Skinnyshaming greift im Gegensatz zu Fatshaming dünnere Menschen an, beispielsweise durch Kommentare wie „Iss mal mehr“. Was dabei nicht bedacht wird, ist, dass sehr dünne Menschen meistens einen beschleunigten Stoffwechsel haben, weswegen es für diese Leute nicht einfach ist, an Gewicht zuzunehmen.
Auch wird sehr oft dickeren Menschen klar gemacht, dass ihr Körper schön ist, indem etwas gegen dünnere Menschen gesagt wird. Immer wieder bemerkbar macht sich das in Songs, wie zum Beispiel in dem sehr bekannten Lied „anaconda“ von Nicki Minaji, in dem sie mehrfach Ausdrücke wie „fuck the skinny bitches“ oder auch „fuck you if you skinny“ benutzt.
Obwohl der Körper von Frauen tendenziell öfter von Bodyshaming betroffen ist, sollte man nicht vergessen, dass auch viele Männer unter dieser Art von Mobbing leiden.
Sehr häufig merkt man beispielsweise, dass Männer für ihre „zu kleine“ Körpergröße oder auch für „zu wenig Muskulatur“ diskriminiert werden.
Wieso gibt es Bodyshaming überhaupt?
Doch der eigentliche Ursprung von Bodyshaming liegt in Schönheitsidealen.
Dabei macht die Idee eines Schönheitsideals wenig Sinn, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, denn Schönheitsideale verändern sich ständig, variieren von Kultur zu Kultur und sind sogar von Person zu Person sehr unterschiedlich. Beispielsweise besteht das Schönheitsideal in ärmeren Ländern darin, möglichst viel Gewicht zu haben, da dies für viel Essen und somit Reichtum steht, anders als beispielsweise hier, wo man versucht, möglichst schlank zu sein. In Mauretanien gibt es sogar Masthäuser, in denen Mädchen so viel essen müssen, dass sie übergewichtig werden, denn dann können sie möglichst schnell verheiratet werden.
Man kann also erkennen, dass jede einzelne Person, unabhängig von Geschlecht und Körperform, von Bodyshaming betroffen sein kann, was schwerere Folgen hat, als man im ersten Moment vielleicht vermuten würde, wie zum Beispiel Depressionen, Selbstverletzung oder Essstörungen.
Eine einfache Lösung wäre deshalb, den Körper von Anderen gar nicht erst in irgendeiner Weise zu kommentieren, da selbst wenn der Kommentar nicht böse gemeint war, dieser immer falsch aufgefasst werden kann. Denn solange man gesund lebt, gibt es keinen Grund, seinen Körper aufgrund von Schönheitsidealen ändern zu müssen.