Ein Text über seelische Wunden und ihre Behandlung

Dauerlauf bei Hitze

„Heute machen wir Dauerlauf!“ Das Thermometer zeigt 28 Grad und die Sonne prallt auf den Sportplatz. Bestimmt für viele Schüler ein deutlich weniger tolles Ereignis. „Nicht schon wieder Dauerlauf, den hatten wir schon letzte Woche in dieser Hitze. Davon habe ich ein Trauma“, meint ein Schüler frustriert.

Ein ernstes Trauma oder doch nur eine Redewendung?

Schnell assoziiert man „Trauma“ mit einer schmerzhaften oder schlechten Erinnerung. Dies ist grundsätzlich auch richtig, jedoch bezeichnet der Begriff in der Medizin und der Psychologie eine ernsthafte Verletzung. Und die holt man sich vom Dauerlauf in der Sonne, auch wenn er anstrengend ist, ja eher nicht.

Wann spricht man wirklich von einem richtigen Trauma?

Autounfall kann ein traumatischen Ereigniss sein

Als seelisches Trauma wird eine schwere seelische Verletzung bezeichnet. Hier fokussiert man sich nicht auf den medizinischen Bereich des Begriffes, sondern auf den psychischen. So hat das Wort „Schädeltrauma“ nichts mit einer psychischen, sondern mit einer physischen Verletzung zu tun, die in dem Fall durch äußere Gewalteinwirkungen, zum Beispiel durch Verkehrs- oder Sportunfälle verursacht werden. Eine „Posttraumatische Belastungsstörung“ hingegen ist eine Folge von äußerst bedrohlichen und schrecklichen Ereignissen, bei denen das Leben und die Sicherheit von einem selbst oder von anderen bedroht werden. Ursachen sind beispielsweise Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Kriege, der Tod naher Angehöriger oder lebensbdrohliche Erkrankungen. Solche traumatisierende Situationen können schon früh in der Kindheit und Jugend auftreten.

Bei einer aktiven Traumatisierung wird Kindern und Jugendlichen aktiv Gewalt zugefügt.

Dazu gehört:

  • körperliche Gewalt (z.B. Schlagen, Ohrfeigen, …)
  • sexuelle Gewalt
  • emotionale Gewalt (z.B. dem Kind vermitteln, es sei wertlos; …)

Passive Traumatisierungen werden beispielsweise durch Vernachlässigung ausgelöst.

Dazu gehört:

  • körperliche Vernachlässigung ( Kinder sind beispielsweise nicht genug geschützt oder bekommen zu wenig Nahrung)
  • emotionale Vernachlässigung (Kinder bekommen beispielsweise weniger Nähe und Geborgenheit)

Ein Trauma kann natürlich auch durch einen Krieg verursacht worden sein. Hierbei bietet der Krieg in der Ukraine ein aktuelles Beispiel für einen Auslöser. An der Schule haben wir zurzeit einige ukrainische Flüchtlinge. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass bestimmt einige von diesen ebenfalls traumatische Ereignisse miterlebt haben.

Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung können ein Ereignis selbst konkret erlebt haben, das Ganze nur beobachtet haben oder durch die Nachricht des tatsächlichen oder drohenden Todes nahestehender Menschen betroffen sein.

Viele unmittelbare psychische Reaktionen auf solche Ereignisse, wie zum Beispiel sich zurückziehen oder weinen, sind jedoch normal und stellen keine Äußerung einer psychischen Erkrankung dar. Ob ein Ereignis schlussendlich traumatisierend wirkt, hängt von den Umständen und von den Menschen selbst und ihren eigenen persönlichen Erfahrungen ab. So kann beispielsweise der Anblick eines Verletzten auf einen Passanten traumatisierend wirken, für Rettungskräfte jedoch schon zur Routine gehören. Auch die soziale Unterstützung hat einen großen Einfluss darauf, ob eine psychische Problematik entsteht.

Was tun, wenn das Ganze schlimmer wird – wie kann man sich Hilfe holen?

Zur Behandlung eines Traumas wird oft die kognitive Verhaltenstherapie empfohlen. Dort muss sich der Betroffene aktiv mit dem Erlebnis auseinandersetzen, indem der Therapeut ihn mit seinen Ängsten konfrontiert.

Fahrradfahren kann sich positiv auf den Betroffenen auswirken

Jedoch gibt es auch andere Wege ein Trauma zu bewältigen. Dazu tragen Struktur und Routine im Alltag bei. Dies kann sich nämlich beruhigend auf den Betroffenen auswirken und von dem eigentlichen Chaos, also dem traumatischen Ereignis, ablenken. Durch ein solches Ereignis steigt oft der Stresspegel schneller an, den Bewegung, wie beispielsweise Spaziergänge oder Radfahren verringern kann. Oft ist es außerdem hilfreich mit vertrauten Personen über Eindrücke, Gefühle und auch Gedanken zu reden. Aber auch für Leute, denen das Reden nicht so leichtfällt, ist eine Alternative geboten. Sie können die ganzen Eindrücke aufschreiben und somit ein wenig Last ablegen. Musik hören, Meditation oder auch Muskel-Entspannung können einen positiven Effekt auf die Heilung haben.

Häufig sagen Leute, dass man „eine Nacht über etwas schlafen muss“. Jedoch ist hier der Effekt genau umgekehrt. Studien belegen, dass sich die negativen Gefühle und Eindrücke im Schlaf verfestigen und somit viel länger andauern. Die Lösung: Ein Schlafentzug kann helfen um beispielsweise Flashbacks zu verringern.

Aber fällt es jeder Person schwer traumatische Ereignisse zu verarbeiten?

Hier kommt der Begriff „Resilienz“ ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Art Fähigkeit, mit deren Hilfe man oft außergewöhnliche Anforderungen und schwierige Situationen ohne negative Folgen für die psychische Gesundheit bewältigen kann.

In der Entwicklungspsychologie – ein Teilbereich der Psychologie, der sich mit der Entwicklung, beispielsweise mit der emotionalen, sozialen und moralischen Entwicklung beschäftigt – stellt die Entfaltung der Resilienz einen wichtigen Teil des psychischen Wachstums dar, die bei manchen Kindern, trotz eines traumatischen Ereignisses, für eine vergleichsweise „normale“ Entwicklung sorgt.

Aber wie genau ist dies möglich?

Die psychische Widerstandsfähigkeit des Menschen kann sowohl dabei helfen, mit Problemen umzugehen und diese zu bewältigen, als auch auf zukünftige Lebenswidrigkeiten und steigende Belastungen angemessen und auch flexibel zu reagieren.

Fazit:

Ein Trauma, welches als seelische Verletzung gesehen wird, wird grundsätzlich durch außergewöhnlich belastende Erlebnisse verursacht, bei denen Menschen sehr große Angst erfahren und/oder sich völlig hilflos und verzweifelt fühlen. Dazu zählen Ereignisse wie schwere Unfälle, Erfahrungen erheblicher psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt sowie schwere Verlust- und Vernachlässigungserfahrungen. Um ein Trauma zu bewältigen muss man oft eine Therapie machen, um so die seelische Verletzung zu behandeln. Jedoch wirken sich auch Bewegung, Kommunikation – egal in welcher Form- und Aktivitäten, die der Entspannung dienen, positiv auf die Betroffenen aus. Interessant ist, dass manche Leute psychisch widerstandsfähiger sind als andere und besser mit schlimmen Erlebnissen umgehen können – das versteht man unter dem Begriff „Resilienz“.

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Author: Carla Nowarra