Montag, 8:00 Uhr morgens. Müde wirft sich Max auf seinen Platz im Klassenzimmer. In den ersten beiden Stunden hat er Mathe, na toll. Er schaut aus dem Fenster und blickt in den strahlend blauen Himmel. Er würde jetzt viel lieber mit seinen Freunden ein Eis essen gehen. Oder besser gesagt: Er hätte auf fast alles mehr Lust, als auf lineare Funktionen und Bruchrechnung. So wie Max denken sehr viele Schüler*innen jeden Tag. Schule gilt als lästige, selbstverständliche Arbeit, und wozu braucht man all den Kram für seine Zukunft? Doch auf der Welt gibt es Kinder, die noch nicht einmal die Chance bekommen in die Schule zu gehen. In Ländern, in denen es Kindern verwehrt bleibt, sich schulisch zu bilden, herrschen oft sehr schlechte Lebensbedingungen, wie zum Beispiel Armut oder Krieg. Diese Kinder haben nicht wie du und ich die Möglichkeit, in der Zukunft den Beruf auszuführen, den sie wollen, und ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Ähnliche Zustände hat auch Rony erlebt. Er kommt ursprünglich aus Syrien und ist vor neun Jahren nach Deutschland geflüchtet. Das syrische Schulsystem weist an sich einige Parallelen zum deutschen auf. Die Kinder gehen in einem Alter von sechs Jahren in die Schule und auch die Länge eines Schultages von ca. 8:00-13:30 Uhr ähnelt dem eines deutschen. In Syrien hat jeder einzelne das Recht auf einen kostenfreien Schulbesuch. Die Schulpflicht besteht für neun Jahre, davon sechs Jahre Grundschule und drei Jahre weiterführende Schule. Anschließend kann man für drei freiwillige weitere Schuljahre das Baccalaureate diploma, das syrische Abitur, erwerben. Unterschiede in den Schulsystemen bestehen darin, dass die syrischen Schüler*innen eine Schuluniform tragen müssen und das Notensystem anstatt von 1-6, von 10-1 geht wobei 10 die beste und 1 die schlechteste Bewertung ist. Nach diesen ganzen Aufzählungen denkt man sich vielleicht: Was ist denn daran jetzt so schlimm? Hört sich doch gar nicht schlecht an. Doch in Syrien herrscht schon sehr lange Krieg. Viele Häuser, darunter auch Schulgebäude, werden zerbombt, sodass diese nicht mehr besucht werden können. Auch trauen sich viele Kinder und Jugendliche nicht mehr auf die Straße, da die Terrororganisation ISIS die Städte und Dörfer unterdrückt. Unter anderem entführen, foltern und sperren sie christliche Menschen aufgrund ihrer Religion ein. Frauen und Mädchen werden zusätzlich häufig von ISIS Anhängern vergewaltigt. Aus Eigenschutz bleiben Schüler*innen deshalb zuhause, um der Gefahr so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Das wirkt sich natürlich auch auf die weiteren beruflichen Schritte aus, denn: kein Schulbesuch = kein Schulabschluss = keine Aussicht auf ein Studium bzw. einen frei ausgewählten Beruf.

In diesem Video wird einem deutlich, wie unsicher sich die Kinder in ihren Klassenzimmern fühlen

Wandern wir geographisch nach Westafrika in das Land Mali. Auch dort sind Kinder schulisch benachteiligt. Offiziell werden die Kinder mit sieben Jahren eingeschult und besuchen bis zur sechsten Klasse die Grundschule und drei weitere Jahre die weiterführende Schule. Ähnlich wie in Syrien kann man nach der neunjährigen Schulpflicht das Abitur anstreben. Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt, deshalb fehlen den Eltern häufig die finanziellen Mittel für Schulmaterialien; dazu zählen Schulbücher, Stifte, Hefte etc. Trotz der bestehenden Schulpflicht werden nur circa 55 von 100 Kindern überhaupt eingeschult, von denen wiederum nicht alle die Unterrichtssprache Französisch sprechen, was auch einen Grund für einen frühen Schulabbruch darstellt. Statistisch besuchen nur 30 von 100 Kindern die weiterführende Schule. Unter anderem auch wegen der Kinderarbeit, der trotz eines Verbots im Arbeitsgesetzbuch jedes dritte Kind ausgesetzt ist, um die Familie zu unterstützen. Während deutsche Klassen im Durchschnitt aus 25 Kindern bestehen, befinden sich in malischen Klassen zwischen 60-100 Kinder, was eine individuelle Förderung der Schüler*innen unmöglich macht.

Der Anteil an gebildeten Mädchen ist niedriger als der von Jungen. Das liegt daran, dass in vielen Familien die Bildung für Mädchen als weniger wichtig angesehen wird. Werfen wir einen Blick auf unser Schulgebäude des Gymnasiums Ottobrunn. Unterrichtet wird in großen LOGOs mit Dachterrasse und Whiteboards. In der Mittagspause wird in der Mensa ein warmes Essen serviert. Doch in Mali gibt es in ländlichen Regionen noch nicht mal ein standhaftes Gebäude. Stattdessen wird provisorisch bei Wind und Wetter in Lehm-/oder Strohhäusern gelernt. Neben den normalen staatlichen und privaten Schulen wird zusätzlich in sogenannten Koranschulen unterrichtet. In diesen Schulen wird, wie der Name schon sagt, der Koran gelehrt und gelesen. Abgesehen davon wird in dieser Schule keine alltagstaugliche Ausbildung vermittelt, sprich: sie sind nicht an das malische Bildungssystem angeknüpft. Deshalb schlagen einige Koranschulabsolventen später den Weg in die Kleinkriminalität ein, da es der einzige Weg ist, um an genügend Geld zu kommen und sich somit finanziell über Wasser halten zu können.

In diesem Video erkennt man gut, in welchen Umständen unterrichtet wird.Kein Vergleich zu hier….

Ein weiteres Land, in dem es kein gutes Bildungssystem gibt, ist Afghanistan. Von Afghanistan hört man in den Medien viel über Krieg und Menschen, die aus diesem Land flüchten. Diese Krisensituation hat großen Einfluss auf das Leben der Menschen und somit auch auf die Schulbildung. Dadurch, dass Schulen oft als Zielscheibe für Terroranschläge dienen, werden diese vorbeugend aus Angst geschlossen, des weiteren mangelt es an für uns selbstverständlichen Dingen, wie eine funktionierende Stromversorgung und Sanitäranlagen. Besonders ausgeprägt ist in Afghanistan auch die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau. Es gibt kaum Bildung für Mädchen, die Alphabetisierungsrate bei Mädchen (also die Anzahl, wie viele lesen und schreiben können) liegt gerade mal bei 18 Prozent, bei Jungen bei 51 Prozent, was sehr niedrig ist. Prinzipiell werden weibliche Schülerinnen wo es geht von der Schulbildung ausgeschlossen. In einigen Regionen liegt die Rate an ungebildeten Frauen und Mädchen sogar bei 90 Prozent und auch an Lehrer*innen fehlt es an allen Ecken. Jetzt stellt sich die Frage, woran das denn eigentlich liegt. Das hat sowohl religiöse als auch kulturelle Gründe. Unter der Herrschaft der Taliban, einer islamistischen Terrorgruppe, war der Zugriff auf Bildung ausschließlich Jungen erlaubt.

verheerende Umstände in Afghanistan

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