Über den Warenverkehr auf unserem Kontinent

Am 16. März 2020 schloss Deutschland nach über 25 Jahren erstmals die Grenzen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Ins Ausland durften nur noch Pendler reisen, sonstige Fahrten in die Nachbarländer wurden strikt untersagt. Doch der internationale Güterverkehr rollte weiter über die Staatsgrenzen und hielt dadurch wichtige Lieferketten aufrecht.

Später Nachmittag im Industriegebiet Hannover. Auf dem Werksgelände eines Autoteileproduzenten werden gerade die letzten Autobatterien auf LKWs verladen, die sich mit der Ladung auf den Weg in verschiedene Regionen Europas machen werden. Einer von diesen LKWs gehört der österreichischen Spedition „Nothegger“, sein Ziel ist die italienische Stadt Brescia. Die erste Etappe der Reise führt nach Kassel, dort wird der LKW-Auflieger auf einen Güterzug verladen. Knappe 2 Stunden Fahrt sind hierfür eingeplant, um spätestens 21 Uhr muss der Lastwagen den Umschlagbahnhof in Kassel erreicht haben. Gegen 18 Uhr verlässt der Brummi das Firmengelände und schlängelt sich durch den dichten Feierabendverkehr auf die A2. Am Kreuz Hannover-Ost fährt er dann auf die A7 und rollt der niedersächsischen Landesgrenze entgegen.

Der Straßenverkehr – Europas Nummer 1

Der Straßenverkehr ist im europaweiten Vergleich mit Abstand die meist benutzte Transportart. Vor allem im innerstaatlichen Güterverkehr wird der LKW-Verkehr in Anspruch genommen, aber auch grenzüberschreitend spielt der Transport über die Straße eine wichtige Rolle. Polen sticht bei internationalen Verkehrsleistungen besonders hervor, wurden doch vor zwei Jahren 71.175 Millionen Tonnenkilometer von Polen aus transportiert, in Deutschland waren es im selben Jahr 16.888 Millionen. Auch bei der Spedition „Nothegger“ ist der Straßenverkehr von hoher Bedeutung: Von jährlich 1,3 Millionen transportierten Tonnen Fracht werden 60% auf der Straße befördert, die restlichen 40% rollen mit der Bahn durch Europa.

Unser LKW hat mittlerweile Göttingen hinter sich gelassen und erreicht kurz vor Kassel hessisches Landesgebiet. Von hier sind es nur noch gute elf Kilometer bis zum Ziel. Am Autobahnkreuz Kassel-Mitte stockt der Verkehr zwar, aber der Umschlagbahnhof Kassel wird trotzdem rechtzeitig gegen 20:30 Uhr erreicht. Hier warten bereits riesige Kräne darauf, den LKW-Auflieger auf den Güterzug umzuladen. 34 Auflieger der Firmen „Nothegger“ und „Fröhlich“ werden mit diesem Zug von Kassel über den Brenner nach Verona transportiert, zuständig ist das österreichische Eisenbahnunternehmen „Rail Cargo Austria“. Nach der abgeschlossenen Beladung wird der Zug von einer Rangierlok in den Kasseler Rangierbahnhof gezogen, wo er am frühen Morgen des folgenden Tages seine weite Reise nach Italien antreten wird.

Der Bahnverkehr – „Ohne internationale Zusammenarbeit funktioniert sehr wenig“

Die Eisenbahn ist nach dem Straßenverkehr die am zweithäufigsten genutzte Transportart in Europa. So wurden 2018 in den EU-Ländern 427,8 Milliarden Tonnenkilometer per Bahn zurückgelegt. Die Brennerachse, ein Bestandteil des Skandinavien-Alpen-Korridors, ist dabei von so hoher internationaler Bedeutung, dass sich das Münchner Unternehmen „Lokomotion Rail“ nahezu vollständig auf den Brennerverkehr spezialisiert hat. In Zusammenarbeit mit den italienischen Unternehmen „Rail Traction Company“ und „Mercitalia“ werden laut eigenen Angaben täglich bis zu 35 Züge auf der Relation München-Verona befördert. Diese Zusammenarbeit steht beispielhaft für den gesamten Schienengüterverkehr, denn ohne internationale Zusammenarbeit funktioniert im Bahnsektor sehr wenig. Spediteure, Operatoren, Eisenbahnunternehmen und Netzbetreiber müssen perfekt zusammenarbeiten, um einen reibungslosen Bahnverkehr zu gewährleisten. Der Eisenbahngüterverkehr kann in drei Bereiche untergliedert werden: Kombinierter Verkehr, Ganzzugverkehr und Einzelwagenverkehr. Kombinierter Verkehr meint den Transport von Waren, die während der gesamten Reise in einem Transportgefäß (Container, Sattelauflieger, etc.) transportiert und im Vor- und Nachlauf von anderen Verkehrsträgern befördert werden. Auch unser LKW-Auflieger wird im kombinierten Verkehr transportiert. Beim Ganzzugverkehr werden große Gütermengen eines einzelnen Kunden ohne Rangieraufenthalt transportiert. Der Vor- und Nachlauf erfolgt allerdings in anderen Transportgefäßen. Im Einzelwagenverkehr werden einzelne Wagen verschiedener Kunden in Rangierbahnhöfen zu einem Zug zusammengestellt und in die Zielregion befördert, wo der Zugverband erneut in Rangierbahnhöfen gelöst wird und die Wagen zu ihren jeweiligen Zielorten befördert werden.

TEN-T Netzwerkkarte
Zwei von elf europäischen Transportkorridoren verlaufen durch München:
Der Skandinavien-Alpen-Korridor (rosa) und der Rhein-Donau-Korridor (hellblau).

Zurück zu unserem Güterzug: Mit einer hochmodernen E-Lok der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bespannt, steht der Zug nun abfahrtbereit im Kasseler Rangierbahnhof. Um 03:45 Uhr springt das Ausfahrsignal auf Grün und der 600 Meter lange Zug setzt sich langsam in Bewegung. Bei Kassel-Keilsberg verlässt der Güterzug die Hochgeschwindigkeitsstrecke und rollt entlang der Fulda der gleichnamigen Stadt entgegen. In Bebra passiert er den großen Umladebahnhof und taucht kurz danach in das landschaftlich reizvolle Haunetal ein. Trotz der Dunkelheit kann man die hügelige Landschaft gut erkennen. Hin und wieder kommt auch ein Zug entgegen, meistens sind es Güterzüge, denn nachts stört der Personenverkehr nicht. Nach einer guten Stunde Fahrt ist Fulda erreicht. Ab hier wird die Bahnstrecke bis Flieden durchgehend von der A66 begleitet, auf der kaum Autos unterwegs sind. Kein Wunder, der Berufsverkehr startet erst in einer Stunde. Ab Flieden geht es durch das Sinntal in das bayerische Gemünden, wo eine kurze Pause ansteht. Bis Würzburg folgt einer der schönsten Streckenabschnitte, denn der Zug rollt entlang des Mains durch die felsige Landschaft. In Würzburg zweigt die 600-Meter-Schlange nach Treuchtlingen ab und rumpelt weiter in Richtung Süden durch flache Wiesenlandschaften. Bis zur Fuggerstadt Augsburg ändert sich an dem Landschaftsbild nicht viel, doch auf dem Abschnitt bis München versperren zahlreiche Lärmschutzwände den Blick in die Natur. Am Rangierbahnhof München-Laim vorbei rollt der Zug auf den Südring und überquert mithilfe der Braunauer Eisenbahnbrücke die Isar, ehe der Ostbahnhof erreicht ist. Ohne Halt strebt man weiter in Richtung Süden, passiert den Rangierbahnhof München Ost und taucht hinter Grafing in zahlreiche Waldgebiete ein. Immer mit dem Blick Richtung Alpen rollt der österreichische Güterzug durch die typische bayerische Voralpenlandschaft, vorbei an malerischen Dörfern und zahlreichen Wiesen. Hinter Rosenheim fließt nun der Inn entlang der Bahnstrecke, der den Zug bis Innsbruck begleiten wird. Bei Kiefersfelden verlässt der KV-Zug das deutsche Staatsgebiet und erreicht mit Kufstein die erste österreichische Stadt. Hier steht ein Personalwechsel an, ein italienischer Lokführer übernimmt den Zug bis Verona.

Güterzug vor Bergkulisse
Der Güterzug von Kassel nach Verona, hier im oberbayerischen Oberaudorf im Inntal.

Die Binnenschifffahrt – Auf Wasserwegen durch Europa

Neben dem Schienenverkehr trägt auch die Binnenschifffahrt ihren Teil zum europäischen Warentransport bei. Im Jahr 2019 wurden 144 Milliarden Tonnenkilometer mit Binnenschiffen zurückgelegt, davon 106 Milliarden im grenzüberschreitenden Verkehr. Auf dem Rhein-Alpen-Korridor, der die Niederlande mit Genua in Italien verbindet, werden 54% aller Güter auf Wasserstraßen transportiert. Vor zwei Jahren wurden dabei auf dem traditionellen Rhein zwischen den Niederlanden und Basel 175,6 Millionen Tonnen Fracht transportiert, wobei die meisten Güter auf dem Niederrhein (Rotterdam – Bonn) unterwegs waren. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass an diesem Abschnitt der größte Binnenhafen Europas zu finden ist: Der Duisburger Hafen „duisport“, der an der Mündung der Ruhr in den Rhein angesiedelt ist, steht mit 47,8 Millionen umgeschlagenen Tonnen Fracht unangefochten an der Spitze, gefolgt von Paris (25,3 Mio. Tonnen) und Lüttich (16 Mio. Tonnen). In Westeuropa findet generell der meiste Binnenschiffverkehr statt: Im Jahr 2019 lag der Anteil der Rheinstaaten an der Gesamtleistung bei 81,6%, was etwa 117,5 Milliarden Tonnenkilometern entspricht. Die Donaustaaten kommen auf vergleichsweise geringe 26 Milliarden Tonnenkilometer. In den vergangenen Jahren hatte die Binnenschifffahrt vermehrt mit Niedrigwasser zu kämpfen. Im Jahr 2018 wurde entlang der Donau an bis zu 150 Tagen ein kritischer Wasserstand gemessen, am Rhein war dies an bis zu 135 Tagen der Fall. Während dieser Niedrigwasserphasen wurden die Güter auf die Schiene verladen, um so die Lieferketten aufrecht zu erhalten. Dennoch konnte der Eisenbahnverkehr die Binnenschifffahrt nicht vollständig ersetzen, was zu einem Rückgang des Güterverkehrs führte, da nicht genug Transportkapazitäten vorhanden waren. Der Schienenverkehr konnte beispielsweise im Jahr 2018 beim Transport von Chemikalien ein Plus von 0,78 Mio. Tonnen verzeichnen, im Gegensatz dazu gingen 2,76 Mio. Tonnen für die Binnenschifffahrt verloren. Die Lieferketten wurden somit unterbrochen und die chemische Industrie musste Verluste von mehreren hundert Millionen Euro in Kauf nehmen. Im Jahr 2019 stabilisierte sich der Wasserpegel zumindest auf dem Rhein, die Donau kam immer noch auf bis zu 100 Tage mit kritischem Niedrigwasser.

Binnenschiff auf Datteln-Hamm-Kanal
Der niederländische Binnentanker Zoey.V auf dem Datteln-Hamm-Kanal.

Unser Güterzug hat inzwischen Kufstein verlassen und rauscht mit den auf diesem Streckenabschnitt zulässigen 110 Stundenkilometern am Inn entlang der Tiroler Landeshauptstadt entgegen. Bei einem Blick aus dem Fenster kann man das wunderschöne Alpenpanorama genießen, mit malerischen Ortschaften und dem Inn. Nur die Lärmschutzwände, die zum Schutz der Anwohner aufgestellt wurden, trüben die Aussicht ein wenig. Kurz vor Hall in Tirol verlässt der Güterzug allerdings die schöne Unterinntalbahn und zweigt auf die Güterumfahrung Innsbruck ab, eine 15,4 Kilometer lange, meist unterirdisch verlaufende Strecke, die zur Kapazitätssteigerung der Brennerbahn und zur Lärmreduzierung im Raum Innsbruck gebaut wurde. Nach dem Verlassen dieser Umfahrung befindet sich der Zug nun auf der Brennerbahn, die Innsbruck mit Verona verbindet. Ab hier darf nur noch mit 70 km/h gefahren werden, schließlich muss bis zum Bahnhof Brenner eine Steigung von 25‰ überwunden werden. Auf der rechten Seite der Strecke tun sich nun tiefe Abhänge auf, auf der linken Seite hingegen ragen hohe Felswände in die Höhe. Der Zug rollt weiter die Brennernordrampe hinauf und durchquert vor Matrei vier kleine Tunnel. Die Strecke wird nun immer kurviger, um mehr Höhenmeter zu gewinnen. Bei St. Jodok wird hierfür sogar eine Kehrschleife genutzt. Immer mit dem Blick auf die Brennerautobahn, die auf der gegenüberliegenden Talseite verläuft, erklimmt der Güterzug die letzten Höhenmeter bis zum Grenzbahnhof Brenner. Hier muss die E-Lok den italienischen Stromabnehmer heben, da ab sofort mit 3000 Volt Gleichstrom gefahren wird. Mit 110 km/h rollt der Zug die Brennersüdrampe hinab und fährt kurz hinter Brennerbad in den 7,3 Kilometer langen Pflerschtunnel ein, nach dessen Verlassen es weiter durch die Berglandschaft in Richtung Verona geht. Immer entlang der Fernstraße 12 rumpelt der Aufliegerzug an Brixen vorbei und taucht erneut in einen Tunnel ein, in den 13,3 km langen Schlerntunnel. Hinter Bozen wird das Etschtal durchfahren. Links und rechts der Gleise ragen nun wieder hohe Steilwände in den Himmel. Kurz vor Verona durchfährt der Güterzug den Ceraniotunnel, ehe er das Stadtgebiet von Verona erreicht und mithilfe des Gleisknotens bei San Massimo gegen 20 Uhr am Terminal Verona Quadrante Europa ankommt. Hier werden die 34 Sattelauflieger erneut umgeladen und auf die bereits wartenden LKWs verteilt.

Die Luftfahrt – Innerhalb Europas sehr unbedeutend

Eine eher untergeordnete Rolle im europäischen Güterverkehr spielt die Luftfahrt. Im Jahr 2019 wurden in den EU-Ländern 15.923.405 Tonnen Fracht umgeschlagen, wobei nur rund ein Drittel auf europäischen Routen unterwegs war.  Zwar ist die Luftfracht auf europäischer Ebene eher unbedeutend, auf weltweiter Ebene hingegen aber von größerer Bedeutung. Vor zwei Jahren wurden 61 Millionen Tonnen Fracht rund um den Globus geflogen, wovon 20% zwischen Europa und Asien sowie 10% zwischen Europa und Nordamerika unterwegs waren. Der Flughafen Leipzig/Halle, an dem die DHL ein großes Drehkreuz aufgebaut hat, gewinnt immer mehr an internationaler Bedeutung. Bis zu 1000 Flüge pro Woche starten und landen am mitteldeutschen Flughafen, wobei mehr als 280 Ziele weltweit bedient werden, Tendenz steigend. Entgegen dem Trend wuchs das Verkehrsaufkommen im vergangenen Jahr um satte elf Prozent, was nicht zuletzt dem enormen Wachstum des Hauptkunden DHL zu verdanken ist. Aber auch andere Logistikunternehmen setzten vermehrt auf den Standort Leipzig/Halle, weswegen die Kapazitäten erhöht werden müssen: Für rund 300 Millionen Euro soll das Rollfeld vergrößert werden, um so mehr Platz für Flugzeuge zu schaffen. Noch versuchen die Anwohner und Kommunen das Bauvorhaben abzuwenden, es ist also abzuwarten, ob und wie der Ausbau stattfindet.

Der LKW hat inzwischen die Stadt Verona verlassen und befindet sich nun auf der Zielgeraden nach Brescia, wo die Autobatterien an eine LKW-Produktion geliefert werden. Auf der Europastraße 70 rauscht der LKW schnurgerade gen Westen und verlässt bei Peschiera del Garda die Region Venezien. Die Route führt entlang des Gardasees und weiter durch die hügelige Landschaft der Lombardei, ehe das Stadtgebiet von Brescia erreicht ist. Nun verlässt der Laster die Fernstraße und schlängelt sich durch die Innenstadt, bis nach einigen Kilometern das Werksgelände eines bekannten Lastwagenherstellers in Sichtweite gerät. Dort wird die Lieferung bereits erwartet und dementsprechend rasch entgegengenommen. Nachdem die Entladung abgeschlossen ist, bricht der LKW erneut in die Dunkelheit auf und macht sich auf den Weg in das rund 125 Kilometer entfernte Parma, wo Nudeln zur Abholung bereitstehen. Der Lastkraftwagen bahnt sich seinen Weg durch die inzwischen menschenleere Stadt und fährt auf die bereits bekannte E70, diesmal allerdings in Richtung Süden. Zügig fährt der LKW durch die Nacht, vorbei an kleinen Städten und Dörfern und überquert kurz hinter Cremona den Fluss Po. Nach einer Weile wechselt der Lastwagen auf die E35, die ihn nun auf dem kürzesten Weg nach Parma bringen wird. Im Morgengrauen erreicht der LKW das Fabrikgelände eines berühmten Nahrungsmittelkonzerns, wo die besagten Nudeln abgeholt werden. Hier wird das Lebensmittel in das Innere des Fahrzeugs gewuchtet und nach einer wohlverdienten Pause tritt man die letzte Etappe zurück nach Verona an, wo der LKW-Auflieger am Abend erneut auf einen Güterzug geladen wird.

Ein Vergleich aller Transportarten

Welche Transportart ist jetzt aber die Beste? Hierfür lohnt sich ein Blick auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Verkehrsträger.

Straßenverkehr:

                                  Plus                   Minus                              
Transport auf direktem Weg von Start- zu ZielortHohe Kosten
(Mautgebühren, Kraftstoffpreise, etc.)
 Hohe Umweltbelastung (108 g CO2/tkm)
 Vergleichsweise unsicher
(Zwischen 2004 und 2013 pro
Milliarde tkm 10,94 Gefahrgutunfälle)

Schienenverkehr:

Plus             Minus         
Geringe Umweltbelastung (35g CO2/tkm)Hohe Lärmbelastung für Anwohner
ABER: Starke Lärmreduktion durch
„leise Güterwagen“
Sehr sicher
(Zwischen 2004 und 2013 pro
Milliarde tkm 0,26 Gefahrgutunfälle)
 

Binnenschifffahrt:

                Plus                                Minus                      
Geeignet für den Transport großer KapazitätenLange Lieferzeiten
 Starke Abhängigkeit vom Wasserstand

Luftfahrt:

                  Plus                                   Minus                
Kurze LieferzeitenHohe Umweltbelastung (746 g CO2/tkm)
Geeignet für den Transport verderblicher WareWegen Gewichtsbegrenzung kann weniger
Ware transportiert werden

Betrachtet man nun alle Transportmittel zusammen, fällt auf, dass jeder Verkehrsweg Vor- und Nachteile birgt. Demzufolge ist eine Festlegung auf die eine beste Transportart schwer, weswegen laut Experten für jeden Verkehrsträger die bestmögliche Nutzung gesehen werden sollte.

Am Terminal in Verona angekommen, wird der LKW-Auflieger mithilfe eines Krans auf einen Güterwagen gehoben. Um 3 Uhr morgens setzt sich der Güterzug dann in Bewegung und verlässt die italienische Stadt mit Ziel Kassel. Nachdem er das Etschtal hinter sich gelassen hat, erklimmt der rund 600 Meter lange Zug die Südrampe des Brenners. Immer parallel zur Autobahn quält sich die lange Wagenschlange die Steigung hinauf, ehe der Scheitelpunkt am Grenzbahnhof Brenner erreicht ist. Hier steht erneut ein Stromsystemwechsel an, bevor der Zug die Talfahrt beginnt. Mit gemächlichem Tempo rollt er durch die felsige Landschaft und zweigt kurz vor Innsbruck auf die Güterumfahrung ab. Immer am Inn entlang zieht die E-Lok ihre 17 Wagen der Stadt Kufstein entgegen, welche gegen 6 Uhr erreicht ist. Nach einem kurzen Aufenthalt inklusive Personalwechsel verlässt der Zug Österreich und rollt weiter in Richtung Norden. Vorbei an Dörfern und Wiesen rauscht er der bayerischen Landeshauptstadt entgegen, deren Stadtgebiet im ersten Morgenlicht erreicht wird. Über Augsburg und Treuchtlingen fährt der Zug weiter ins Landesinnere, ehe um die Mittagszeit die Stadt Gemünden am Main erreicht ist. Hier steht eine längere Pause an. Am frühen Abend, die Sonne geht am Horizont gerade unter, setzt der Güterzug seine Reise ins Nordhessische fort. Durch die hügelige Landschaft rauscht er an Fulda vorbei und taucht danach in das Haunetal ein. Gegen 20 Uhr passiert der Zug den Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und erreicht direkt im Anschluss den Kasseler Rangierbahnhof. Die österreichische Elektrolok kuppelt vom Zug ab, der nun von einer dieselbetriebenen Rangierlok in den Umschlagbahnhof gezogen wird. Die 34 Auflieger werden vom Zug gehoben und auf die wartenden Lastwagen verteilt.

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf den Warenaustausch in Europa? Betrachtet man den Binnenschiffverkehr im April 2020, fällt auf, dass bestimmte Branchen stärker getroffen wurden als andere. Im Vergleich zum April 2019 ging der Transport von Lebensmitteln in den Häfen von Straßburg, Mannheim und Karlsruhe um 11% zurück, der von Baustoffen um 30% und Metallprodukte hatten einen Transportrückgang von bis zu 60% zu verzeichnen. In den deutschen Rheinhäfen wurde zudem auch der Containerverkehr weniger, da die Automobilbranche coronabedingt die Produktion einstellen musste. Auch der Transport auf der Straße wurde beeinträchtigt, da die Grenzkontrollen zu kilometerlangen Staus führten, wodurch die Waren nicht rechtzeitig ausgeliefert werden konnten. Der Straßenverkehr hatte mit Auftragsrückgängen zu kämpfen. So gaben bei einer repräsentativen Umfrage des Bundesamtes für Güterverkehr etwa 70% der befragten Speditionen an, dass die Anzahl der Aufträge im Vergleich zum Vorjahr spürbar abgenommen hätte. Im Schienengüterverkehr war die Nachfrage ebenfalls rückläufig, wenn auch vorwiegend im Metall- und Automobiltransport. Anders als bei der Binnenschifffahrt veränderte sich die Transportleistung von Baustoffen kaum, auch im Holz-, Kohle- Dünger- und Schrottverkehr ist im April 2020 kein erheblicher Nachfragerückgang festgestellt worden. Beim kombinierten Verkehr wurde ein Transportrückgang von 10% verzeichnet. Ein Vorteil des Schienenverkehrs im Vergleich zum Straßenverkehr war und ist, dass man uneingeschränkt von Grenzschließungen verkehren kann. So konnte auch während des eingeschränkten Grenzverkehrs ein zuverlässiger Bahnverkehr angeboten werden. Gleiches gilt für die Binnenschifffahrt. Am stärksten beeinträchtigt wurde der Luftverkehr: Am Frankfurter Flughafen wurden 28,5% weniger Fracht als noch im Vorjahresmonat umgeschlagen, die Flugbewegungen gingen sogar um 85 Prozent zurück. Dennoch wurde der Flugverkehr von und nach China auf einem ähnlich hohen Niveau gehalten wie noch 2019. Im Gegensatz zu den anderen Verkehrsträgern konnte im Frachtflugverkehr teilweise eine Steigerung der Nachfrage beobachtet werden, besonders IT-Produkte und Schutzmasken waren gefragter denn je. Dennoch musste auch hier ein erheblicher Rückgang des Transports von Auto- und Maschinenteilen verzeichnet werden. Bis zum Februar 2021 haben sich sowohl Straßen-, Schienen- als auch Luftverkehr von den ersten Auswirkungen erholt und erreichen wieder Normalwerte. Nur die Binnenschifffahrt musste noch mit den Folgen des Rheinhochwassers und den daraus resultierenden Einnahmeverlusten kämpfen.

Unser LKW befindet sich mittlerweile auf seiner letzten Etappe von Kassel nach Bielefeld, wo die Nudeln in ein Logistikzentrum einer großen Supermarktkette geliefert werden. Der Lastwagen fährt in Nordwestlicher Richtung auf die A44, durchquert die Warburger Börde und wechselt am Autobahnkreuz Wünneberg-Haaren auf die A33, die ihn an Paderborn vorbei in Richtung Bielefeld bringt. Bei Bielefeld-Sennestadt verlässt der LKW die Autobahn und erreicht nach wenigen Minuten das letzte Ziel seiner mehrtägigen Rundreise.

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Author: Clemens Kiesewalter